Tag Archiv für Alltag im Regierungsviertel

Alltag im Regierungsviertel: Begegnung mit Müntefering

Eine kurze Mittagsrunde mit meiner vierbeinigen Kollegin. Durch das Regierungsviertel. 13 Uhr 20. Auf der Gustav-Heinemann-Brücke kommt mir Franz Müntefering entgegen. Maßgeschneidert sitzt sein in einem sommerfrischen Hellblau gehaltener Anzug. Ein echter Sunny-Boy, der Münte, denke ich. Und ich überlege kurz, was teurer war, der Anzug oder der Gürtel, der seine Hose hält. Ich schaue ihn an. Er schaut mich an. Er fühlt sich erkannt und lächelt, eitel wie PolitikerInnen nun einmal in der Regel sind. Besonders diejenigen, die behaupten, es nicht zu sein oder damit kokettieren.

Abseits des Regierungsviertels: Gesundheit!

Kennen Sie das Gefühl: Sie gehen in eine Arztpraxis, und das märchenhafte Entree erinnert Sie an Tausendundeine Nacht. Da Sie aber wissen, dass, anders als in Tausendundeine Nacht, dieser Palast eine Praxis ist und sich irgendwie armortisieren muss, wird Ihnen mulmig. Denn wer, wenn nicht Sie, soll genau dafür sorgen, dass die Amortisation dieser Praxis gelingt? Plötzlich geht es Ihnen viel besser. Viel besser.

Pfingsten im Regierungsviertel – über Erhabene und Habenichtse

Das Regierungsviertel, nahezu menschenleer. Es erstrahlt so in voller Schönheit. Geradezu erhaben – ohne die ganzen durchgestylten, aufgetakelten Bundestagsabgeordneten, die in die “Volksvertretung” gehen, als handele es sich um einen Opernbesuch. Was es für viele Bundestagsabgeordnete gemessen an ihren Aussagen ja auch ist. Sie sind auf ihre Weise erhaben.

Alltag im Regierungsviertel: Frau mit Gießkanne, kleiner Junge auf Fahrrad, RWE lädt ein

Ich laufe die Spree hinauf, raus aus dem Regierungsviertel, auf der dem Kanzleramt gegenüberliegenden Seite des Flusses, der in diesem Moment die “Waschmaschine”, wie die Berliner das Kanzleramt nennen, zu einer Wasserburg macht, uneinnehmbar.

Alltag im Regierungsviertel: Mindestlohn – deutsche Gewerkschaften im Irgendwo

Gestern war es einmal wieder soweit. Meine vierbeinige Kollegin und ich streiften mittags durch das Berliner Regierungsviertel. Den Schiffbauerdamm hinauf, von der S-Bahn-Station Friedrichstraße kommend.

Alltag im Regierungsviertel: Programmkritik

Morgens, es ist noch sehr früh, sechs Uhr vielleicht. Ich unternehme mit meiner vierbeinigen Kollegin Hilka einen ersten Gang durch das Regierungsviertel. Noch ist es dunkel. Es ist Freitag. Eine Sitzungswoche des Deutschen Bundestages klingt aus. Um das festzustellen, benötigt man keinen Kalender. Die schwarzen Limousinen des Bundestagsfahrdienstes verschwinden pünktlich aus dem Straßenbild. Der Lärm der schweren Rollkoffer klingt zwar noch in den Ohren, aber sie wurden von ihren unnachsichtigen Besitzern bereits am Abend oder in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag laut klagend über die Fußwege in Richtung Hauptbahnhof geschleift. Die Besitzer dieser bedauernswerten Poltergeister sind zumeist Mitarbeiter des Deutschen Bundestages oder irgendwelche kleine Lobbyisten, die in Berlin noch nicht zu Hause sind, vielleicht nie zu Hause sein werden. Die Bundestagsabgeordneten dagegen nehmen wie selbstverständlich den Fahrdienst des Bundestages in Anspruch oder werfen sich eilig in ein Taxi. Was kostet die Welt? Auch führt der Weg hinaus aus der Stadt die Bundestagsabgeordneten zumeist zum Flughafen und nicht zum Hauptbahnhof. Obwohl Sie mit ihrer Bahncard 100, 1. Klasse, die die Steuerzahler ihnen zum Geschenk gemacht haben, einfach in jeden Zug steigen und zu jeder Zeit in jede Richtung reisen können. Erster Klasse. Möglichst weit weg von den Menschen, die sie mehrheitlich gewählt oder auch schon nicht mehr gewählt haben. Möglichst weit weg von überfüllten Abteilen, die den Abgeordneten ihre Misswirtschaft und falsche Prioritätensetzung in der Verkehrspolitik buchstäblich vor Augen führen könnten.

Alltag im Regierungsviertel: Das ist doch, das schmeckt doch nach…

…nach Herbst. Vor dem Haus der Bundespressekonferenz. Kollegin Hilka bei ihrem täglichen Streifzug durch das Regierungsviertel.

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Alltag im Regierungsviertel: Dämmert´s langsam?

Heute in der Früh. Morgendämmerung vor dem Kanzleramt. Ob es der Kanzlerin auch langsam dämmert? Jeden Morgen vielleicht sogar? Eurokrise, Arbeitslosigkeit, Staatsfinanzen, Rente, Gesundheit, Energie und Umwelt, Außenpolitik? Dämmert es ihr, ? Dämmert es ihr, dass sie die Wirtschaft bei der Energiewende zu wenig in die Pflicht nimmt? Dämmert es ihr, dass das Gesundheitssystem schlecht und ungerecht finanziert ist und die Aufhebung bzw. Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze dies ändern würde, und wiederum die deutliche Absenkung der Mindestbeitragsbemessungsgrenze für Selbständige eine unbedingte Notwendigkeit ist, weil sie von Einnahmen ausgeht, die für viele kleine Selbstständige unrealistisch hoch sind? Dämmert es ihr, dass die Renten-”Reformen” ein Fehler waren? Dämmert es ihr, dass der Staat unterfinanziert ist, und warum er das ist? Dämmert es ihr, dass Europa aus der Eurokrise und der Massenarbeitslosigkeit herauswachsen muss, und weiß sie um die Voraussetzungen, die Arbeitslosigkeit zu senken? Dämmert es ihr, dass der Mindestlohn ein sinnvolles Instrument gesamtwirtschaftlicher Steuerung sein kann, und welche Voraussetzungen hierfür zu erfüllen sind? Zweifel sind angebracht. Nicht nur bei der Kanzlerin, auch bei ihren potenziellen Koalitionspartnern.

Wahltag im Regierungsviertel: Wenn die Kassiererin doch wählen ginge

Bundestagswahl 2013

Gestern, einen Tag vor der Wahl, im Supermarkt meiner Wahl. Ich stehe an der Kasse. Die Kassiererin wünscht mir ein schönes Wochenende. Diesen Wunsch gebe ich natürlich gern zurück. Sie sagt Danke und ergänzt: “Wenn das Wochenende auch kurz ist.” “Aber Zeit zu wählen wird doch sein”, werfe ich ein. Sie zögert, sagt nichts, wirkt verlegen. Ah, da ist sie, die Nichtwählerin. Und wer sollte es ihr verübeln. Haben ihr die Regierungen der vergangenen fünfzehn Jahre irgendetwas Gutes getan? Die Agenda 2010, Hartz IV, Niedriglohn, SPD, CDU, FDP, Grüne. Wenn sie nicht wählen geht, wenn die Kassiererinnen nicht wählen gehen, wird sich nie etwas ändern. Denke ich, sage es aber nicht. Draußen vor dem Eingang des Supermarkts reichen mir junge Mitglieder der CDU orangene Rosen. Ich lehne ab, leine Hilka los und mache mich nachdenklich auf den Heimweg.

Alltag im Regierungsviertel: Vorsicht, Rückgabe! Ausgeliefert an Clarks Ecco Shop und Inter Card – Ein Einzelfall?

Am letzten Wochenende im April ging ich ein Paar Schuhe kaufen. Das Schuhgeschäft meiner Wahl: Clarks Ecco Shop in Bahnhof Friedrichstraße im Zentrum Berlins, Regierungsviertel. Die acht Jahre, die ich jetzt hier lebe, habe ich schon viele Schuhe dort gekauft. Dieses Mal aber war es, was ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnte, das letzte Mal. Dass ich jetzt, genau vier Monate später, die folgende Episode bis zu ihrem dann doch noch glücklichen Ende erzählen kann, ist ausschließlich einer Verkäuferin zu verdanken, die als einzige von allen Mitarbeiterinnen, mit denen ich es im Clarks Ecco Shop und bei Inter Card zu tun bekam, das Wort Mitarbeiterin im wörtlichen Sinne – erweitert um die Auszeichnungen Mitdenkerin und Mitmensch – verdient. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese herzensgute Dame entsprechend ihrer Fähigkeiten bezahlt wird. Es müsste schon ein fürstlicher Lohn sein.