Für Die Welt ist es ein erstaunlich aufgeschlossener und analytischer Artikel zur Kritik an den deutschen Exportüberschüssen. Er bemüht sich um Empirie und ihre Analyse und hebt sich damit wohltuend von den mehrheitlichen Äußerungen aus Politik, Medien und Wirtschaftswissenschaften in Deutschland ab. Die von den Autoren vorgenommene Schlussfolgerung ist in meinen Augen korrekt: “Dass Deutschland immer mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland ausführt, daran kann niemand etwas auszusetzen haben, im Gegenteil: Das Exportwachstum zeugt davon, dass sich die internationale Arbeitsteilung vertieft – das ist gut für alle Beteiligten. Das Problem ist vielmehr, dass der Wert der Importe weit hinter dem der Exporte zurückbleibt.” Wir haben dies schon seit langem und ausführlich herausgestellt. Umso bemerkenswerter ist, dass – und damit stehen die Autoren wiederum nicht allein, sondern beispielsweise in der Gesellschaft des DIW-Chefs, den wir deswegen an anderer Stelle kritisiert haben – die Autoren offenbar meinen, Investitionen der Unternehmen würden vom Himmel fallen. “Es geht also nicht darum, dass Deutschland künftig weniger exportieren oder künstlich den Konsum ankurbeln soll. Sondern darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem deutsche Unternehmen wieder mehr investieren. Dann schrumpft der im Ausland so heftig kritisierte Exportüberhang ganz von allein”, schlussfolgern die Journalisten abschließend. Sie stützen sich dabei unter anderem auf Ökonomen wie Jörg Asmussen, den sie wie folgt zitieren: “Die deutsche Binnennachfrage ist vor allem aufgrund zu geringer privater und öffentlicher Investitionen schwach´, sagte Asmussen der ´Welt am Sonntag´.” Wenn schon ein deutsches Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) die Investitionen offensichtlich als autonome Größe begreift, die vom Himmel fällt, wie soll dann ein Welt-Journalist drauf kommen? Nun, könnte man dem völlig zurecht in alter guter Sesamstraßen-Manier entgegenhalten: “Der, die, das, wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt bleibt dumm?” Aber hinter diese kluge Devise ist der deutsche Journalismus, der Wirtschafts-Journalismus zumal, ja seit langem weit zurückgefallen. Natürlich investiert ein Unternehmer aber nur, wenn der Umsatz stimmt. Was aber bestimmt den Umsatz und schließlich auch den Gewinn?…Exportüberschuss/Binnennachfrage: Investitionen fallen nicht vom Himmel (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)