Tag Archiv für Reallöhne

Reallöhne: Lohnentwicklung unterstreicht verkehrte Diskussion

Reallöhne II - 22-12-2016

Heute hat das Statistische Bundesamt die neuesten Daten zur Entwicklung der Reallöhne veröffentlicht. Die Entwicklung der realen (preisbereinigten) Löhne ist die Differenz aus Nominallohnentwicklung und Verbraucherpreisentwicklung (Inflation). Wir hatten erst jüngst im Rahmen unserer regelmäßigen Analyse zur Ausschöpfung des Verteilungsspielraums festgestellt, dass dieser weder durch die allgemeine Lohnentwicklung, noch durch die Tariflohnentwicklung in den zurückliegenden zwei Quartalen ausgeschöpft wurde (siehe zuletzt hier). Anders als die Arbeitgeberverbände, die Bundesregierung und die Gewerkschaften definieren wir den Verteilungsspielraum als Entwicklung der Arbeitsproduktivität plus Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Die heute vom Statistischen Bundesamt präsentierten Daten zur Lohnentwicklung unterstreichen die verkehrte Herangehensweise von Bundesregierung, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften, die nicht das Inflationsziel der EZB, sondern die tatsächliche Inflation als Maßstab für eine angemessene Lohnentwicklung nehmen.

Reallohnentwicklung: Die Medien überschlagen sich – und verkennen wie problematisch die Entwicklung ist

Egal in welches Blatt man schaut, die so genannten Leitmedien liegen allesamt daneben. Greifen wir nur die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Süddeutsche Zeitung (SZ) heraus. FAZ: “Deutschlands Arbeitnehmer profitieren wieder von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt: Ihre Löhne steigen wieder so schnell, dass sie sich tatsächlich mehr kaufen können.” Dabei erwähnt die FAZ immerhin (Hervorhebung, T.H.): “Die niedrige Inflation hat im ersten Quartal zu einem deutlichen Plus bei den Reallöhnen geführt.” Aber so mir nichts dir nichts dennoch eine “gute Lage am Arbeitsmarkt” herbeizufabulieren und diese auch noch für die Lohnentwicklung verantwortlich zu machen, schafft natürlich wieder nur die FAZ. Was werden nur die Arbeitslosen sagen, die hunderte Bewerbungen geschrieben, aber immer noch keinen Arbeitsplatz haben? Was werden diejenigen sagen, die sich ebenfalls erfolglos von ihrem schlecht bezahlten Arbeitsplatz aus bewerben, um eine besser bezahlte und sozial abgesicherte Stelle zu bekommen? Ihnen sei gesagt: Es trifft Sie keine Schuld, bei der riesigen Kluft, die zwischen der Zahl der Arbeitslosen und der Zahl der offenen Stellen klafft. Es gibt einfach viel zu wenige Arbeitsplätze. Millionen Arbeitsplätze fehlen. Oder was werden sich die Millionen geringfügig Beschäftigten sagen, deren Lohnentwicklung in der heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Statistik nicht berücksichtigt ist? Wie nicht anders zu erwarten, schafft es die SZ dennoch noch einen oben drauf zu setzen, wenn sie schreibt: “Reallöhne steigen so stark wie zuletzt 2011.” Auch die SZ aber spart immerhin die zugrundeliegende Entwicklung der Preise nicht aus: “Die Reallöhne in Deutschland haben zu Jahresanfang so stark zugelegt wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Zwischen Januar und März gab es ein Plus von 1,3 Prozent zum Vorjahresquartal, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Kaufkraft der Verbraucher erhöhte sich spürbar, da die Inflation so niedrig war wie zuletzt vor rund dreieinhalb Jahren.” Problematisch findet das auch die SZ nicht. Daran ist auch das Statistische Bundesamt nicht ganz unschuldig. Heißt es doch in der Pressemitteilung lediglich: “Dies ist der höchste Reallohnanstieg seit dem zweiten Quartal 2011. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren im 1. Quartal 2014 die Nominallöhne um 2,6 % höher als im Jahr zuvor, die Verbraucherpreise legten um 1,2 % zu.” Dass dies die niedrigste Inflationsrate seit dem vierten Quartal 2010 ist, ist dem Statistischen Bundesamt keine Erwähnung wert. In dem Gesamtgefüge aber, das für die Reallohnentwicklung verantwortlich zeichnet, das durch den Fokus auf die Reallohnentwicklung aber verdeckt wird, steckt ökonomischer Sprengstoff...Reallohnentwicklung: Die Medien überschlagen sich – und verkennen wie problematisch die Entwicklung ist (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)

Geschützt: Reallohnentwicklung: Die Medien überschlagen sich – und verkennen wie problematisch die Entwicklung ist (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)

Sinkende Reallöhne und fallende Erzeugerpreise in Deutschland

Gerade erst hat der Bundesminister für Wirtschaft und Energie ein Bild der deutschen Wirtschaftsentwicklung gezeichnet, das auf die Binnennachfrage und produktivitätsorientierte Löhne setzt. Sinkende Reallöhne im Jahr 2013, die das Statistische Bundesamt heute meldete, stehen dazu in deutlichem Widerspruch. Die vorläufigen Zahlen – detaillierte und endgültige Zahlen erscheinen Ende März – zeigen, dass die Nominallohnsteigerung nicht einmal die deutlich unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegende Preissteigerung von 1,5 Prozent herausgeholt hat. Nach einer marginalen Reallohnsteigerung von 0,6 Prozent in 2012 haben die Beschäftigten jetzt wieder weniger Geld im Portemonnaie bzw. können sie sich weniger von ihrem Geld kaufen. Diese Entwicklung macht unsere ausführlichen Erläuterungen zur kosten- und verteilungsneutralen Lohnentwicklung einmal mehr relevant: Hat Mark Schieritz die Währungsunion und die Grundlage für eine verteilungsneutrale Lohnpolitik (auch) nicht verstanden?

Verarbeitendes Gewerbe: Arbeitsbelastung rauf, Reallöhne runter

Heute früh meldete das Statistische Bundesamt unter der Überschrift “Juni 2013: 0,5% mehr Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe“, dass nach vorläufigen Ergebnissen im Juni 2013 0,5 Prozent mehr Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe tätig waren als im Juni 2012. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nahm im selben Zeitraum mit 1 Prozent glatt um das Doppelte zu. Trotz dieser Mehrbelastung stiegen die Arbeitnehmerentgelte nominal nur um 0,3 Prozent, sanken also real – legt man den Anstieg der Verbraucherpreise für Juni 2013 gegenüber Juni 2012 zugrunde – um 1,5 Prozent. Die Reallöhne je Beschäftigten müssten, weil die Zahl der Beschäftigten ja um 0,5 Prozent zugenommen hat, noch um 0,5 stärker zurückgegangen sein. Wäre das nicht die eigentlich interessante Überschrift gewesen?

Aktuelle Nachrichten und Hintergrund: Tariflohnentwicklung nur sehr bedingt aussagekräftig

Die Meldung des Statistischen Bundesamtes durchzog heute den ganzen Tag die Nachrichten:

“Montag, 29. Oktober 2012 18:00 Uhr

Statistik: Tariflöhne mit stärkstem Anstieg seit vier Jahren

Jeder Fünfte in Deutschland von Armut und Ausgrenzung betroffen

Das ist die ebenso traurige wie alarmierende Meldung des Statistischen Bundesamtes heute. Überraschend indes ist die Nachricht sicherlich nicht. Ein Blick auf die Reallohnentwicklung und den Anteil der Löhne am Bruttoinlandsprodukt spricht seit Jahren Bände: Die realen Arbeitnehmerentgelte haben sich seit Einführung der Agenda 2010 praktisch nicht verändert und steigen erst wieder seit 2010. Aufgrund der ungleichen Einkommenentwicklung haben jedoch breite Bevölkerungsschichten extreme Einkommenseinbußen erlitten und verlieren weiter. Der Anteil der Löhne am Bruttoinlandsprodukt fällt bereits seit den 1990er Jahren kräftig, hat sich zwar leicht in den zurückliegenden Jahren erholt, liegt aber immer noch weit unter dem Niveau zu Beginn der 1990er Jahre.