Auszug aus dem Newsletter Januar 2017

Liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

ich wünsche Ihnen ein frohes und gesundes Neues Jahr!

Beides hängt möglicherweise miteinander zusammen, wahrscheinlich sogar: Froh zu sein hält uns gesund oder hilft uns, wieder gesund zu werden. Da bin ich mir sicher.  Nicht froh zu sein, macht über die verschiedensten Umwege krank. Sobald man sich das vergegenwärtigt, bekommt der so leichtfüßig dahin geworfene Neujahrsgruß eine ganz unerwartete, existenzielle Bedeutung. Und natürlich stellt dies auch eine immerwährende Herausforderung dar, gerade, wenn die Lebensumstände so gar nicht dazu geeignet scheinen, froh zu sein.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ja, wie geht es Ihnen denn? Sind Sie gut ins Neue Jahr gestartet? Haben Sie sich etwas vorgenommen, etwas Neues vielleicht, nicht irgendeinen der berühmt und berüchtigten Vorsätze, sondern ein Vorhaben?

Ich jedenfalls bin voller Tatendrang. Das merke ich gerade jetzt, wenn ich wieder zur Feder greife, die heute auch bei mir zumeist durch eine Tastatur ersetzt wird. Gerade gestern aber habe ich auch wieder einmal zum guten alten Füllfederhalter gegriffen, um lieben Freunden einen Neujahrsgruß per Post zu senden. Wenn ich bedenke, wie sehr das Internet unser Leben bestimmt. Hier eine schnelle E-Mail, dort ein schneller Kommentar in einem der so genannten sozialen Netzwerke. Sobald man aber wieder einen Brief oder eine Postkarte schreibt, stellt sich ein ganz anderes Gefühl ein, die Sorgfalt und die Zeit betreffend. Man sucht sich einen Platz zum Schreiben. Der Füllfederhalter muss vielleicht erst wieder entstaubt und eine neue Patrone hineingeschoben werden. Und sobald das Werk vollendet ist, gilt es auch noch vor die Tür zu gehen, um einen Briefkasten aufzusuchen. Unwillkürlich schaut man dort auf die Zeitangaben, wann er denn das nächste Mal geleert wird. Vielleicht liest man das Geschriebene auch noch einmal durch, bevor man es hineinwirft. Ist keine Briefmarke zur Hand, muss man auch noch dafür Sorge tragen. Ich erinnere mich an meine Zeit in Dar es Salaam, Tansania. Dort habe ich im Rahmen verschiedener Aufenthalte für längere Zeit studiert und gearbeitet. Die einzige Verbindung nach Deutschland war zu jener Zeit der Postweg. Ich habe viel geschrieben. Und die Post, die ich erhielt, holte ich direkt beim zentralen Postamt ab, wo sie lagerte und mir bei Nennung meines Namens am Schalter persönlich ausgehändigt wurde. Ein Brief konnte schon einmal zwei Wochen dauern. Manchmal, und das galt damals als sehr schnell, kam die Post auch bereits innerhalb einer Woche an. Für die Luftpost gab es extra dünne, hauchdünne Briefumschläge, die man auch mit einem “Express” versehen konnte. Ich denke das Postamt in Dar es Salaam hat heute deutlich weniger zu tun, um solche Briefe an den Mann oder die Frau zu bringen. Längst dürfte auch dort die E-Mail zum wichtigsten Kommunikationsmittel geworden sein. Der tiefe Graben zwischen Stadt und Land hat sich darüber womöglich weiter vertieft. Das Internet könnte aber auch dabei helfen, verschiedene Entwicklungen im Land zu befördern. Hier wie dort dürfte dies auch von der politischen Gestaltung abhängen.

Doch zurück nach Deutschland. Was erwartet Sie in WuG zum Neuen Jahr? Gerade heute erreichte mich ein Buch, das rezensiert werden möchte. Es untersucht die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland. Unter anderem werden darin die Pluralität der Wirtschaftswissenschaften und ihre Entwicklung unter Markt- und Machtgesichtspunkten untersucht. Ein wichtiger und, wie das Buch einleitend aufzeigt, in Deutschland weitgehend unbeleuchteter Gegenstand. Letzteres könnte ja mit der Organisation der Wirtschaftswissenschaften und deren Konsequenzen, die das Buch untersucht, unmittelbar und mittelbar zusammenhängen. Die Pluralität der Wirtschaftswissenschaften dürfte dabei auch die Pluralität der Berichterstattung über Wirtschaftsthemen wesentlich beeinflussen. Kaum vorstellbar jedenfalls, dass die einleitend im Buch aufgezeigte Erkenntnis, keinen Einfluss auf die Meinungsbildung in und durch die Medien hat:

“Wenn heute 80% der akademischen Ökonomen in Deutschland eine Dezentralisierung der Lohnfindung befürworten, 63% sich für eine Lockerung des Kündigungsschutzes aussprechen und 68% (gegenüber nur 56% im Jahr 1981) den gewerkschaftlichen Einfluss wesentlich einschränken wollen (bei nur 29% Ablehnung dieser Vorstellung gegenüber 44% im Jahr 1981), können Gewerkschaften in Deutschland gegenwärtig nicht auf viel Verständnis für ihre Themen und Interessen hoffen…” (Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme, Das Ende der Heterodoxie? Die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland, Wiesbaden 2017)

Mehr dazu in Kürze in unserer Rezension zum Buch.

Dass die Rolle der Gewerkschaften dabei selbst nicht unproblematisch ist, haben wir über die Jahre immer wieder feststellen müssen. Aktuell wird dies ein weiteres Mal durch die Berichterstattung zum Mindestlohn deutlich, der zum Januar nur marginal erhöht wird. Auch hierzu soll in Kürze wieder ein ausführlicherer Beitrag erscheinen.

Morgen veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit die neuesten Arbeitsmarktzahlen. Auch im Neuen Jahr werden wir auf deren Basis unsere Konjunktureinschätzung vornehmen. Das soll auch wieder für andere wichtige Volkswirtschaften und Währungsräume gelten.

Und natürlich werden wir im Neuen Jahr, das noch dazu ein Jahr der Bundestagswahl ist, unsere monatliche Medienanalyse fortsetzen, um die Frage zu beantworten, wie häufig die Parteien im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu Wort kommen. Auch dies ein wichtiger Test für die Pluralität, für die Meinungsvielfalt und Meinungsbildung in Medien, Politik und Gesellschaft.

In der Türkei ist in der Sylvesternacht ein schweres Attentat verübt worden. Der Terrorismus ist aber nicht nur in der Türkei omnipräsent, auch in Deutschland, Frankreich und anderswo in der Welt. Umso wichtiger ist es dessen Ursachen, Begleiterscheinungen und Konsequenzen auf den Grund zu gehen. Auch dies wollen wir im Rahmen unserer Beiträge weiterhin versuchen.

Mit Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse und Meinung soll für uns dabei auch in 2017 der Anspruch gelten, den jeweiligen Gegenstand möglichst gründlich in all seinen Facetten zu untersuchen und darzustellen, immer nach der Devise: erst die Analyse, dann die Meinung.

Hier die PIN für den Monat Januar 2017: xxx (nur für Abonnenten)

Herzliche Grüße,

Florian Mahler


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