Alltag im Regierungsviertel: Glück

Montag rollen wieder die schwarzen Limousinen durch das Berliner Regierungsviertel. Es ist Sitzungswoche im Deutschen Bundestag. Und sie sitzen ja auch immer, die, die regieren, und auch die, die zumindest meinen, sie betrieben Opposition. Dass dieser Sitzbetrieb schon allein physisch nicht gesund sein kann, zeigt die hohe Frequentierung der umliegenden Physiotherapien durch Bundestagsabgeordnete. Die eng beieinander liegenden psychologischen und psychiatrischen Praxen im Regierungsviertel lassen noch auf ganz andere Probleme schließen, die der Regierungsalltag so mit sich bringt – oder verhält es sich doch umgekehrt?!

Die Antwort überlasse ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Das Wochenende steht ins Haus, und so haben Sie vielleicht etwas Zeit, darüber nachzudenken. Aber selbst am Wochenende soll laut aktuellen Studien ja die freie Zeit zunehmend durch Arbeitszeit verdrängt worden sein. Und wer hat bei der Arbeit schon noch Zeit, nachzudenken. Schon gar die Bundestagsabgeordneten. Die müssen schließlich dauernd mit ihren Mobiltelefonen spielen – immer die neuesten Modelle, versteht sich. Sie werden ihnen von uns bezahlt. Pauschal! Nicht nur deswegen leiste ich mir nur das einfachste Handy, das es überhaupt gibt. Und stellen Sie sich einmal vor: Eine gefühlte und nicht nur gefühlte Ewigkeit habe ich jetzt schon keine SMS mehr geschrieben. Immer wieder muss ich Freundinnen und Freunde, deren SMS mich erreichen, darüber telefonisch unterrichten, dass ich keine SMS mehr schreiben werde. Ich rufe sie an, und ich habe fast den Eindruck, dass sie darüber überrascht sind. Und zwar positiv! Freilich, ohne es mir nachzutun. Young habits die hard!

Lassen Sie mich an dieser Stelle das Thema wechseln und versuchen – beileibe nicht zum ersten Mal – keine geringere Frage zu beantworten als: Was macht eigentlich glücklich bzw. was ist Glück? Hier meine Antwort, die ich beim morgendlichen Sinnieren auf diese Frage fand. Ich habe sie kurz gehalten, denn ich weiß ja, Sie wollen ins Wochenende:

Vorgestern früh überlegte ich, wie einfach es für mich persönlich doch ist, glücklich zu sein, überglücklich sogar: Gesundheit und materielles Wohlergehen vorausgesetzt (Dach über dem Kopf, genügend Geld, um sich neben der Grundversorgung auch ungezwungen und ohne groß darüber nachzudenken in ein Kaffeehaus setzen zu können, in die Bahn steigen zu dürfen oder auf das Fahrrad, vielleicht, ab und an, wenn unbedingt notwendig, auch in ein Flugzeug, es reicht mir aber auch völlig, zu Fuß unterwegs sein zu dürfen – Apropos: Weil Millionen Menschen in Deutschland sich schon nicht der Grundbedürfnisse sicher sein dürfen, sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser unbedingt diesen Aufruf unterzeichnen: Aufruf: Farbe bekennen – gegen entwürdigende Hartz IV Praxis und für berufliche Förderung. Werfen Sie bei dieser Gelegenheit doch auch einen Blick auf diesen Offener Brief an Jan Stöß und Michael Müller: Bitte noch vor der Wahl zum SPD-Landesvorsitz Farbe bekennen, der leider bis heute nicht beantwortet wurde. Anders als viele Politker und Politikerinnen wissen Sie und ich aber schließlich, dass keine Antwort auch eine Antwort ist. Ein Schelm, der denkt, es ginge in der Politik um Inhalte? Na, es gibt doch immerhin bereits weit über hundert politische Mandatsträger/innen, die den Aufruf unterzeichnet haben!).

Alle weiteren wesentlichen und vielleicht verallgemeinerbaren Glücks-Ingredenzien hier in diesem Lied (Briefe mit der Hand zu schreiben macht auch glücklich, das habe ich in dem Lied glatt vergessen! Wissen Sie noch, wann Sie so etwas Verrücktes das letzte Mal gemacht haben?):

Ich bin so glücklich, dass…

Allen ein schönes Wochenende!


Dieser Text ist mir etwas wert


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