Skandal: Bundesbankpräsident Weidmann scheint Statistik der Bundesbank nicht geläufig
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Man kann unterschiedlicher Meinung sein. Unterschiedliche Meinungen und der sie begleitende wissenschaftliche Streit befördern das Denken, und sie bringen im besten Fall auch neue Erkenntnisse hervor, oder aber sie helfen, alte Erkenntnisse zu bestätigen und sie zur Gestaltung einer besseren Welt zu nutzen. Um das zu gewährleisten, sollten Meinungen jedoch immer auf der Beobachtung der Wirklichkeit fußen oder sich zumindest um diese bemühen. Die Wirklichkeit für einen Ökonomen ist – so ungenügend sie in vielen Bereichen sein mag – immer auch die Statistik.

Der Präsident der Bundesbank, Jens Weidmann, hat nun vor wenigen Tagen eine Meinung in die Welt posaunt, die nicht nur der allgemeinen Datenlage widerspricht, sie widerspricht auch der Datenlage seines eigenen Hause, der Bundesbank.

Weidmann sagte am Montag dieser Woche in Richtung Japan:

“Schon jetzt lassen sich bedenkliche Übergriffe beobachten, zum Beispiel in Ungarn oder in Japan, wo sich die neue Regierung massiv in die Angelegenheiten der Notenbank einmischt, mit Nachdruck eine (noch) aggressivere Geldpolitik fordert und mit dem Ende der Notenbankautonomie droht.

Eine Folge, ob gewollt oder ungewollt, könnte ferner eine zunehmende Politisierung des Wechselkurses sein. Bisher ist das internationale Währungssystem ohne Abwertungswettläufe durch die Krise gekommen und ich hoffe sehr, dass es dabei bleibt.”

Wir haben dies in einem eigenen Beitrag kritisch aufgegriffen, und es hat sich auf Basis der Daten des statistischen Amts der Europäischen Kommission, Eurostat, herausgestellt, dass ein Abwertungswettlauf längst im Gange ist und dass diesen eben nicht Japan, sondern Deutschland ausgelöst hat.

Nun scheint es tatsächlich so zu sein, dass es immer eine Steigerung gibt, zumindest ist dies in diesem Fall gegeben. Denn es ist ausgerechnet auch der aktuelle hauseigene Monatsbericht der Bundesbank aus dem Januar 2013, der Weidmanns Worte ad absurdum führt.

Auf Basis der Statistik des Monatsberichts der Bundesbank ergibt sich folgendes Bild, das sich mit unserer vorangegangenen Analyse deckt. Die Statistik der Bundesbank weist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gegenüber 24 ausgewählten Industrieländern auf Basis der Deflatoren des Gesamtabsatzes aus. Hier das Ergebnis:

Preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gegenüber 24 Industrieländern (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Wie leicht zu erkennen ist, angezeigt durch die Balken im Minus-Bereich des Diagramms, hat Deutschland seit 1999 nicht nur gegenüber den Ländern der Eurozone real abgewertet, sondern seit Ausbruch der Finanz- und Eurokrise und der in der sich in der Eurozone abzeichnenden Rezession auch gegenüber den Ländern außerhalb der Eurozone. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Die Entwicklung zeigt darüber hinaus, wer den Stein für einen Abwertungswettlauf ins Rollen gebracht hat: Deutschland!

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