Griechenland: “Die Welt” läuft Sturm gegen die Demokratie
Tschaepitz Welt - Griechenland - 27-06-2015

“Die Welt” lässt in ihren Beiträgen zu Griechenland die letzten Hüllen fallen und gebärdet sich ganz ungeniert als Sturmgeschütz gegen die Demokratie. Da ist , der auf twitter Demokratie mit Glücksspiel verwechselt – und zu einem entsprechenden Text von einem Hugo Dixon verlinkt. Da ist Olaf Gersemann, der Demokratie mit Feigheit verwechselt und es “unerhört” findet, dass Tsipras “sein Volk über das Sparprogramm der Troika abstimmen lassen (will)”. Gersemann fürchtet nicht die Tyrannei des “Sparprogramms”, sondern die “Tyrannei der Mehrheit”, hier der griechischen Bevölkerung.

Diese anti-demokratische Botschaft, um nicht zu sagen Hetze, sucht Gersemann im Text dann mit vermeintlich abwägendem Gestus zu verdecken: als hätte Tsipras etwa nicht versuchen sollen, zu verhandeln und das Beste für eine Wende der Katastrophe herauszuholen, die die Politik in Griechenland und anderswo unter Begleitung kräftiger Marschmusik deutscher Medien, ganz vorn dabei “Die Welt”, angerichtet hat. Selbst, wenn es von vornherein klar war, dass sich die Institutionen und insbesondere Deutschland gegen jede vernünftige Wirtschaftspolitik sperren würden (siehe dazu bereits unsere im Januar, unmittelbar vor der Wahl prognostizierten drei Szenarien). Und warum Neuwahlen? Tsipras ist genau für diese Politik und diese demokratische Grundhaltung gewählt worden!

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“Die Welt” zeigt beispielhaft – und leider steht sie damit in den deutschen Medien nicht allein, sondern ist Teil einer Mehrheit, der auch weite Teile des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zuzurechnen sind -, wie einer ökonomisch und sozial zerstörerischen, antidemokratischen Politik medial mit der Boden bereitet wird, indem JournalistInnen nicht länger hinterfragen, prüfen, widersprechen, sondern einseitig informieren, abschreiben, hetzen und jedes Gefühl für die davon betroffenen Menschen vermissen lassen. Man fühlt sich an die Kriegs-Propaganda schlimmster Diktaturen erinnert oder auch der in Demokratien wie zu Zeiten des Vietnam-Krieges. Diese Art der Aufmachung verdient dann auch den Namen Journalismus nicht, auch nicht den der “vierten Gewalt”. Sie ähnelt vielmehr einer medialen Schlägertruppe.

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