Griechenland: “Troika” fokussiert sich ein weiteres Mal auf Haushaltsziele – und negiert tiefe Depression und Massenarbeitslosigkeit

“Griechenland soll in den kommenden Wochen weitere 8,5 Milliarden Euro an Hilfsgeldern erhalten. Das teilten Vertreter der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds mit. Man habe sich mit der Regierung in Athen über die notwendigen Reformschritte geeinigt. Nun müssten noch das IWF-Führungsgremium und die Finanzminister der Euro-Zone zustimmen. Griechenland sei auf gutem Weg, seine Haushaltsziele zu erreichen, hieß es. Problematisch sei jedoch, dass die griechischen Banken möglicherweise einen höheren Kapitalbedarf hätten, als von den heimischen Behörden erwartet. Griechenland wird seit 2010 mit zwei Hilfspaketen über insgesamt 240 Milliarden Euro von seinen Euro-Partnern und dem IWF gestützt.”

Das meldete der Deutschlandfunk in seinen Vier-Uhr-Nachrichten.

Die “Troika” negiert damit ein weiteres Mal die tiefe Depression und die durch sie hervorgerufene Massenarbeitslosigkeit in Griechenland, die eben jene einseitige Fokussierung auf Haushaltsziele, das Anstreben eines ausgeglichenen Staatshaushalts via Ausgabenkürzungen, Massenentlassungen, Lohnsenkungen, Privatisierungsversuchen verursacht hat und weiter verursacht.

Hierzu ein Blick auf die tagesaktuelle Seite des griechischen Amts für Statistik:

Zur Vergrößerung auf Bild klicken.

Wie die Übersicht zeigt, weisen mit Ausnahme eines leichten Plus in der Industrieproduktion alle Konjunkturindikatoren nach unten. Die Arbeitslosigkeit ist im zuletzt ausgewiesenen vierten Quartal 2013 von ihrem historisch unerträglich hohen Niveau noch weiter gesteigen, vom dritten Quartal 2013 27 Prozent auf 27,5 Prozent im vierten Quartal. Im vierten Quartal 2012 lag die Arbeitslosenquote noch bei 26 Prozent.

Es ist nicht nur aus ökonomischen Blickwinkel erschreckend, dass diese Kennzahl von den Verantwortlichen ausgeblendet und nicht in den Mittelpunkt wirtschaftspolitischer Entscheidungen gestellt wird, sondern wegen ihrer demokratiegefährdenden Sprengkraft. Vor allem aber wegen der Missachtung der menschlichen Not, die sich hinter dieser nüchternen Zahl verbirgt.

Dieses Medium finanziert sich ausschließlich über Abonnements und Spenden. Noch sind diese nicht Existenz sichernd. Guter Journalismus muss bezahlt werden, um zu überleben. Deswegen:

Abonnieren Sie Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung oder spenden Sie bitte an:




————————————————————-

Sie können helfen, unseren Leserkreis zu erweitern!

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.

————————————————————-


Dieser Text ist mir etwas wert


Verwandte Artikel: