Konjunktur/Deutschland/Frankreich: Verlangsamung gegenüber Vorquartal, Verbesserung gegenüber Vorjahresquartal

Heute haben das Statistische Bundesamt und das französische Amt für Statistik das erste Ergebnis für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal bekannt gegeben. In den beiden größten Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion hat sich das Wachstum gegenüber Vorquartal abgeschwächt. Besser fällt der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum aus, vor allem in Deutschland.

In Frankreich ist die Wirtschaftsleistung gegenüber Vorquartal sogar leicht gesunken (-0,1%), gegenüber Vorjahresquartal legte die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent zu. Wir hatten am Ende unserer letzten Konjunktureinschätzung für das dritte Quartal am 1. Oktober gefragt: “Liegt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im 3. Quartal nach der Erholung im 2. Quartal also erneut im Minus? Der Verlauf der Spannungszahl unter Berücksichtigung der Linien unveränderter wirtschaftlicher Aktivität spricht dafür. Spätestens die Entwicklung seit September gibt Anlass zu warnen, dass Frankreich erneut in Richtung Rezession steuert.” Demgegenüber ist das Wachstum – das wir immer im Vergleich zum Vorjahresquartal bewerten – leicht positiv ausgefallen. Die Entwicklung im dritten Quartal gegenüber dem vorangegangen Quartal ist jedoch kein Anlass zur Entwarnung. Der Zuwachs der privaten Konsumausgaben hat sich gegenüber dem Vorquartal von 0,4 auf 0,2 Prozent halbiert, das Minus bei den Bruttoanlageinvestitionen hat sich von 0,4 auf 0,6 Prozent vertieft. Hatten sich die Exporte im vorangegangenen Quartal erholt (+1,9%), lagen sie im dritten Quartal wieder im Minus (-1,5%). Die Exporte lagen auch gegenüber Vorjahr – wie die vorangegangenen Quartale des Jahres – im Minus, wenn auch im dritten Quartal nur noch leicht mit -0,1 Prozent. Die von mir berechnete Spannungszahl zeigte dabei insbesondere auf Basis der zuletzt für den Monat September ausgewiesenen Arbeitsmarktzahlen eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität. Am 28. November veröffentlicht das französische Arbeitsministerium die Arbeitsmarktzahlen für Oktober, auf deren Basis wir dann eine neue Einschätzung der französischen Konjunktur vornehmen.

In Deutschland hat sich das Wirtschaftswachstum nach einer ersten Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts gegenüber Vorquartal zwar stark verlangsamt, gegenüber dem Vorjahreszeitraum aber um 1,1 Prozent zugelegt. Das Wachstum fußte dabei auf einer stärkeren Inlandsnachfrage, während sich der Außenbeitrag negativ auf das Wachstum auswirkte: “Positive Impulse kamen im dritten Quartal 2013 ausschließlich aus dem Inland: Die Konsumausgaben von privaten Haushalten und Staat waren etwas höher als im Vorquartal. Außerdem wurde sowohl in Ausrüstungen als auch in Bauten mehr investiert als im zweiten Quartal 2013. Dagegen bremste der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) das BIP-Wachstum: Während die Importe weiter zulegten, zeigten die Exporte im Vorquartalsvergleich wenig Dynamik.”

Im Vorjahresquartalsvergleich (+1,1%) ist die deutsche Wirtschaft zuletzt im ersten Quartal 2012 kräftiger gewachsen. 0,5 Prozentpunkte des Wachstums gegenüber Vorjahresquartal gehen allerdings auf Kalendereinflüsse zurück. Ich war auf Basis der aus den Arbeitsmarktzahlen bis September berechneten Spannungszahl von einer leicht rückläufigen bzw. unveränderten wirtschaftlichen Aktivität im dritten Quartal ausgegangen. Die auf der Basis der Arbeitsmarktzahlen für Oktober berechnete Spannungszahl zeigte zuletzt dagegen wieder eine leichte Verbesserung der wirtschaftlichen Aktivität an. Ausführliche Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 22. November. Am 28. November veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktzahlen für November, auf deren Basis wir dann die Spannungszahl neu berechnen und auch wieder eine Konjunktureinschätzung für die deutsche Wirtschaft vornehmen.

————————————————————-

Sie können helfen, unseren Leserkreis zu erweitern!

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.

————————————————————-

Quellen:

Frankreich:

Au troisième trimestre 2013, le PIB baisse légèrement (–0,1 % après +0,5 %)

Tableaux complémentaires

Deutschland:

Bruttoinlandsprodukt im 3. Quartal 2013 um 0,3 % gestiegen


Dieser Text ist mir etwas wert


Verwandte Artikel: