Eine neue Rubrik bei Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung: Energiewende – aber richtig – Von Gerhard Kilper, Thilo Kilper und Florian Mahler
Energiewende - aber richtig

Als redaktionelle Neuerung wird Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung zum Jahresende die neue Rubrik Energiewende – aber richtig einrichten. In ihr sollen Fragen rund um die Energiewende fundiert dargestellt und diskutiert werden.

Energiewende

Das Wort Energiewende steht für die Transformation des Energiesystems in Deutschland, Europa und weltweit mit dem Ziel einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien.

Seit der industriellen Revolution beruht die weltweite Energieversorgung größtenteils auf fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Die Nuklearindustrie entwickelte sich, im Gefolge der Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn 1938, seit den 1950er Jahren  zum zweiten Standbein der Stromversorgung der Industrieländer. In Ländern wie Frankreich wurde die Kernenergie sogar – politisch gewollt als Antwort auf die Ölkrise des Jahres 1973 -  zur dominierenden Größe im elektrischen Energiemix.

In den historisch so entstandenen, stark zentralisierten Energieversorgungsstrukturen bekamen fossil-nukleare Energiekonzerne eine starke gesellschaftliche Machtstellung. Mit der Liberali-sierung des Elektrizitätsmarktes in Deutschland  mutierten aus Privatisierungs- und Fusionie-rungsvorgängen hervorgegangene Energiekonzerne wie Eon, RWE, Vattenfall und EnBW  zu privaten Quasi-Monopolen des Strom- und Gasmarktes. Energiewende bedeutet daher marktwirtschaftlich ein Aufbrechen dieser Quasi-Monopol-Strukturen und ihre Überleitung in eine dezentral-regionale Versorgungswirtschaft. Hermann Scheer und Hans-Josef Fell, die Väter des im Jahr 2000 eingeführten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), benannten diesen Sachverhalt “Bürger-Energiewende”.

Nach Inbetriebnahme von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien kann elektrische und thermische Energie, außer bei Biomasse, ohne Betriebsstoffkosten und ohne Betriebsstoff-Ressourcenverknappung – die Natur liefert Sonne, Wind, Wasserkraft und Erdwärme unerschöpflich und gratis – hergestellt werden. Hierin liegt ein weiterer Unterschied zur Energieerzeugung aus den endlichen Verbrauchs-Ressourcen Kohle, Öl, Gas und Uran. Energiewende ist demnach drittens die Realisierung einer nachhaltigen Energieproduktion, deren laufende Kosten sich, außer bei nachwachsender Biomasse, auf Abschreibung und Instandhaltung von Produktionsanlagen beschränken.
Fast alle Formen erneuerbarer Energien beruhen physikalisch auf der Nutzung der Solarenergie, sei es in direkter Form (Photovoltaik, Solarthermie) oder in indirekter Form (Windenergie, Wasserkraft und Biomasse). Lediglich die Geothermie hat mit natürlichen radioaktiven Prozessen im Erdinnern zu tun. Diese laufen seit Entstehung der Erde ab und führen zur starken Erwärmung des Erdinnern.

Fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle sind, genauso wie Biomasse, via Photosynthese gespeicherte Solarenergie. Hochproblematisch im Sinne des Klimaschutzes bzw. der Bewahrung eines lebensfreundlichen Klimas für die Erde überhaupt ist es jedoch, dass bei der Nutzung fossiler Energieträger in historisch kurzen Zeiträumen die gleiche Menge Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben wird, für welche die Natur bei der Bindung aus der Atmosphäre in Wäldern Millionen Jahre benötigte.

Darüber hinaus treten beim Abbau bzw. bei der Förderung fossiler Energieträger neben hohen Gesundheitsrisiken für Arbeiter vor Ort wie z.B. beim Kohlebergbau, erhebliche lokale Umweltzerstörungen auf (beispielsweise bei Havarien von Ölbohrplattformen, Öltankern und Ölpipelines).

Themenstellung unserer neuen Rubrik

In unserer neuen Rubrik sollen Grundsatzfragen und Probleme rund um die  Ablösung fossiler und nuklearer Energieträger durch erneuerbare Energien dargestellt und diskutiert werden.

Wie schon oben angedeutet, wird mit der Substitution der Energieträger gleichzeitig ein umfassender Strukturwandel in der Energiewirtschaft hin zu dezentralisierten Strukturen einhergehen. Mit der Markteinführung und Verbreitung von Elektroautos, sowie der Gewinnung von Wasserstoff aus grünem Strom, wird sich diese Tendenz perspektivisch neben dem Strom- und Wärmesektor auch auf den Mobilitätssektor übertragen.

Technologische Inhalte sollen so allgemeinverständlich aufbereitet werden, dass sie geeignet sind, einen breiten Leserkreis zu informieren,  Interesse für die Thematik zu wecken und zur Diskussion anzuregen.

Darüber hinaus sollen wirtschaftliche und soziale Fragestellungen untersucht werden, die sich mit diesem Komplex verbinden. Wie sieht beispielsweise die weltweite Entwicklung bei der Einführung erneuerbarer Energien aus, welche Entwicklungslinien der weltweiten Energieversorgung sind vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Verknappung bzw. absehbaren Erschöpfung fossil-nuklearer Ressourcen schon heute abschätzbar?

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir eine anregende Lektüre von Energiewende – aber richtig. Diskussions- und Gastbeiträge sind der Redaktion jederzeit willkommen.

Der erste Artikel von Jade Lindgaard, die der Übersetzung von Gerhard Kilper und der Veröffentlichung in Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung freundlicherweise zugestimmt hat, wurde zuerst in der frz. Online-Zeitung Médiapart.fr publiziert.

Ihre Gerhard Kilper, Dr.-Ing. Thilo Kilper und Florian Mahler

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