Eurokrise: “Rettungsprogramme” reißen gewaltiges Loch in die Unternehmensinvestitionen

Heute hat das europäische Amt für Statistik, Eurostat, die jüngsten Daten über die Entwicklung der Unternehmensinvestitionen außerhalb des Finanzsektors in der Europäischen Währungsunion (EWU) und der EU insgesamt . Am Wochenende erst haben wir Hans Werner Sinn kritisch aufgegriffen, der meint, die Investitionen stünden immer am Anfang, Arbeitsplätze und Löhne würden folgen. Ohne dass sich die Lohnentwicklung in der EWU aber wieder spürbar fängt, ist kaum eine nachhaltige Erholung der Investitionen zu erwarten, denn die niedrige Kapazitätsauslastung bietet hierzu keinen Anreiz.

Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.

Zwar hatte sich, wie die Graphik von Eurostat zeigt, die Investionsquote – der Anteil der Ausgaben von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors in Anlagen (Gebäude, Maschinen usw.) an der im Produktionsprozess entstandenen Wertschöpfung – mit Beginn der so genannten Rettungsprogramme oder auch “Rettungsschirme” im Frühjahr 2011 kurzfristig verbessert. 2012 bis hinein in das erste Quartal 2013 ist sie jedoch erneut stark gesunken. Der Anstieg seit dem zweiten Quartal 2013 konnte diesen Verlust nicht ausgleichen. Jetzt ist die Investitionsquote in der EWU im ersten Quartal wieder gesunken. Die Bruttoanlageinvestitionen sind um 0,8 Prozent niedriger ausgefallen als im Vorquartal, während die Bruttowertschöpfung leicht um 0,2 Prozent gestiegen ist.

Zwar ist die Kapazitätsauslastung in der Industrie in der EWU, die die Bundesbank ausweist, im selben Zeitraum sogar um 2,2 Prozent gestiegen und hatte sich auch die vorangegangenen zwei Quartale verbessert. Der Auslastungsgrad in der Industrie aber lag im ersten Quartal mit 80,1 Prozent immer noch unter dem Auslastungsgrad vor Beginn der “Rettungsprogramme” (1. Quartal 2011: 80,4%; 2. Quartal 2011: 81,7%). Dass der Index der Kapazitätsauslastung im 2. Quartal auf 79,5 Prozent gesunken ist, lässt keine Besserung bei den Investitionen erwarten.

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