Warum die Einteilung in Arbeitgeber- und Arbeitnehmerökonomen sinnvoll erscheint

Man kann sich bei der überaus schlechten Qualität der Wirtschaftsredaktion der FAZ nicht sicher sein, ob der Redakteur Hans Werner Sinn richtig wiedergibt: “Höhere Löhne in Deutschland bezeichnete er (Sinn, T.H.) als durchaus sinnvoll. Sie müssten aber von Investitionen getrieben seien, die Arbeitsplätze schafften und so die Nachfrage nach Arbeit erhöhten.” Wenn Sinn das so gesagt hat, hat er leider einen Grundzug der Volkswirtschaftslehre nicht verstanden oder vergessen zu erwähnen.

Den nämlich, dass Lohnsteigerungen genausogut wie Investitionssteigerungen die Auslastung der Produktionskapazitäten verbessern und damit die Nachfrage nach Arbeit erhöhen können. Genausogut lässt sich auch sagen, dass Investitionen von Lohnsteigerungen getrieben werden, bieten sie doch den Anreiz, Arbeit durch Kapital zu ersetzen (was bei entsprechendem, auf verteilungsneutralen Lohnabschlüssen basierenden Wachstum nicht zu Arbeitsplatzverlusten führen muss!).

Indem Sinn den jeweiligen Umkehrschluss seiner Aussagen ausklammert, erweist er sich als eingefleischter Arbeitgeber-Ökonom. Vielleicht ist es dann auch viel sinnvoller, das Fach Volkswirtschaftslehre nicht länger in die Schubladen “Angebots- und Nachfragetheorie” zu stecken, sondern ihre Vertreter in Arbeitgeber- und Arbeitnehmerökonomen einzuteilen. Während sie auf diese Art zumindest ideologisch klar einzuordnen wären, erscheint ihr theoretisches Fundament ohnehin in beiden “Lagern” brüchig, wie die jüngsten Äußerungen des neuen DGB-Chefs, aber auch die Beiträge vieler Volkswirte auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite immer wieder bestätigen.

Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung finanziert sich ausschließlich über Abonnements und Spenden. Noch sind diese nicht Existenz sichernd. Guter Journalismus muss bezahlt werden, um zu überleben. Deswegen:

Abonnieren Sie Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung oder spenden Sie bitte an:




————————————————————-

Sie können helfen, unseren Leserkreis zu erweitern!

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.

————————————————————-


Dieser Text ist mir etwas wert


Verwandte Artikel: