Griechenland: Viel wichtiger als Börse und “DiEM 25″ ist die Konjunktur

English Summary: The analysis updates thanalysis on economic activity in Greece published in September 2015 with the most recent unemployment figures published today by the Hellenic Statistical Authority and the economic activity indicator calculated according to the method by Claus Köhler, former member of the German Council of Economic Experts. A method the author employs regularly to estimate the development of economic activity in a monthly analysis of the business cycle in Germany, France, Switzerland and the United States. The article criticises the focus on Greece´s stock exchange by German media as well as the focus on Varoufakis and his new so called Democracy in Europe Movement. The so called Manifest of that movement, by the way, doesn´t mention at all the word employ, which contains any word concerning employment or unemployment. Not only against this background the author concludes that Varoufakis offers not a solution to the crisis but is rather an expression of the crisis. The focus should rather be on the close correlation between economic activity and unemployment which – as the analysis proves – holds true for Greece, too, in the longterm as well as in the short term examination.

Die griechische Börse war den deutschen Leitmedien in den vergangenen Tagen Schlagzeilen wert und der Versuch des ehemaligen griechischen Finanzministers Varoufakis, ein neues Linksbündnis, DiEM 25, auf die Beine zu stellen. Letzteres verhalf ihm noch einmal zu einem Auftritt im deutschen Fernsehen, den Stefan Kuzmany in Spiegel online hier sehr vielsagend und treffend kommentiert. Treffend deswegen, weil er recht überzeugend zeigt, dass Varoufakis sicher keine Lösung für die Krise Griechenlands und der Europäischen Währungsunion (EWU) bietet, sondern Ausdruck dieser Krise ist. Man muss sich das einmal vorstellen: Das Wort Arbeitslosigkeit taucht in dem “Manifest” der Bewegung für die Demokratisierung Europas nicht ein einziges Mal auf. Auch in der englischen Fassung ist das Wort employ, das ja sowohl in unemployment und employment sowie in allen Formen dieser Wörter Stamm ist, nicht ein einziges Mal enthalten! Die Massenarbeitslosigkeit ist aber die Folge der in dem Manifest zurecht kritisierten Wirtschaftspolitik und der Hauptgrund für die wiederum zurecht kritisierte wachsende Armut. Die Massenarbeitslosigkeit ist auch der Demokratiefeind Nr. 1, nicht nur in Griechenland. Jetzt gleich den ganz großen Wurf versuchen zu wollen und die wiederum zurecht kritisierten, nur sehr bedingt oder gar nicht demokratisch legitimierten EU-Institutionen zu revolutionieren, erscheint doch ziemlich naiv und zumindest kurz- bis mittelfristig aussichtslos, leider. Viel erfolgversprechender wäre meines Erachtens ein Versuch der von Massenarbeitslosigkeit besonders betroffenen Ländern – Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich – die verantwortlichen Institutionen auf EU-Ebene und nationale Regierungen wie Deutschland mit dem Zusammenhang von Konjunktur (Wirtschaftswachstum) und Arbeitslosigkeit zu konfrontieren und entsprechende wirtschaftspolitische Forderungen zu deren Überwindung zu stellen. Das hat auch die griechische Regierung unter Tsipras und Varoufakis versäumt und sich stattdessen auf Staatsverschuldung und Schuldenerlass konzentriert, wie wir an anderer Stelle bereits des Öfteren kritisiert haben. 

Wir haben im vergangenen Jahr in einer ausführlichen Analyse untersucht, inwieweit auch für Griechenland der Zusammenhang von Konjunktur und Arbeitslosigkeit bestimmend ist. Der enge Zusammenhang von Konjunktur und Arbeitslosigkeit hat sich auch für Griechenland sowohl in der langen Frist, als auch am aktuellen Rand bestätigt. Der aktuelle Rand in Griechenland allerdings verweist auf ein zentrales institutionelles und wirtschaftspolitisches Problem: Die Arbeitsmarktdaten, die wir – wie wir es monatlich für Deutschland, Frankreich, die Schweiz und die USA tun – als Grundlage für eine zeitnahe Bestimmung der Entwicklung der wirtschaftlichen Aktivität herangezogen haben, liegen im Vergleich zu den zuvor genannten Staaten wie auch der EWU insgesamt recht weit zurück. So lag bis heute früh die Zahl der Arbeitslosen nur bis zum Monat Oktober 2015 vor. Just heute Mittag wurde sie um den Monat November aktualisiert. Zum Vergleich: Die deutschen Arbeitsmarktdaten werden in der Regel bereits am Ende des laufenden Monats veröffentlicht. Können die europäischen Institutionen hier nicht Abhilfe schaffen? Ein Ansatz, das griechische Amt für Statistik in dieser für die wirtschaftspolitische Orientierung so wichtigen Frage zu unterstützen, ist mir jedenfalls nicht bekannt. Warum ist die in unserer Analyse in ihrer Aussagekraft auch für Griechenland bestätigte Methode des Ökonomen und ehemaligen Mitglieds des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Claus Köhler, dennoch nützlich, um einen möglichst zeitnahen und zuverlässigen Verlauf der Konjunktur abzubilden und damit auch wirtschaftspolitisch entsprechend reagieren zu können? Zum einen, weil der Arbeitsmarkt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung auch für Griechenland zuverlässig abbildet und zum anderen, weil die realen Daten zum Bruttoinlandsprodukt noch viel später veröffentlicht werden. Anlass genug, unsere Konjunkturanalyse für Griechenland im September vergangenen Jahres auf Basis der aktuellsten Zahlen zu erneuern.

Hier zunächst noch einmal die lange Frist, aktualisiert um die jüngsten Daten, die den Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit bestätigt…Griechenland: Viel wichtiger als Börse und “DiEM 25″ ist die Konjunktur (vollständiger Beitrag im Abonnement)


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