Tag Archiv für Christian Christen

Rezension: Friede, Freude, Freihandel

Titel Friede Freude Freihandel - 30-03-2017

Der Titel des hier besprochenen Buches kommt so frisch daher, dass wir ihn für die Rezension übernehmen. Dass die Autoren – Christian Christen, Thomas Eberhardt-Köster und Roland Süß – ihn mit einem großen Fragezeichen versehen, macht schon der Untertitel deutlich: “Theorie, Ideologie und Praxis einer fixen Idee”. Die Größe des kleinformatigen Buches liegt aber gerade darin, dass es ganz wunderbar erklärt, dass Theorie, Ideologie und Praxis des Freihandels wenn überhaupt nur im übertragenen oder eben wertenden Sinne einer fixen Idee geschuldet sind, diese sich aber keineswegs fix entwickelt hat, sondern auf weit zurückreichenden Überlegungen basiert. Das als “Basistext” deklarierte Werk ist dabei regelrecht anspruchsvoll im Inhalt, ist aber durch die gelungene Sprache auch dem unbedarften Leser zugänglich. Was vor allem im theoretischen Teil hervorsticht: Die Autoren agitieren nicht, sondern analysieren, sie verurteilen nicht, sondern urteilen. Sie grenzen sich damit wohltuend ab sowohl von konservativ ideologisch motivierten Schreiberlingen, als auch von denen, die in ihrem Kampf gegen den von ihnen so genannten Neoliberalismus alles über einen Kamm scheren. Dass das wissenschaftliche Gewand letzterer genauso löchrig ist wie das der von ihnen kritisierten “Mainstream-Ökonomen” ist zumeist aber wohl nur für den beschlagenen Leser leicht zu erkennen. Das dafür notwendige Wissen kann das Buch von Christen, Eberhardt-Köster und Süß größtenteils ganz vortrefflich vermitteln.

Marcel Fratzscher ad absurdum geführt: Isch over! – Von Christian Christen*

Da fahre ich gestern auf der Autobahn und höre durch Zufall beim Deutschlandfunk rein. Ich traue meinen Ohren nicht. Im Interview geben der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratscher, und, als sein Stichwortgeber, Jasper Barenberg eine der vielen seichten Wortmeldungen zu Trump und dessen Handelspolitik zum Besten.

Furor der Alternativlosigkeit – Ein Trump und seine Wirkungen – Von Christian Christen

Eine Präsidentenwahl in den USA und die veröffentlichte Meinung schlägt Purzelbäume. Schwankend zwischen Hysterie, die es unter dem nahenden Weltuntergang oder Ende der liberalen Demokratie nicht macht, bis zur breit ausgestellten eigenen Naivität – “wie konnte das bloß passieren” – wird die Wahl Donald Trumps zur Projektionsfläche unzähliger Beiträge in Funk, Fernsehen und Print und formt eine verwirrte und verwirrende Kakophonie. Nur sind publizistische Meinungsäußerungen und die Projektion eigener Befindlichkeiten kaum hilfreich, um Wahl- und Abstimmungsergebnisse (siehe BREXIT) “voraussagen” zu können. Eben so wenig erklären sie im Nachklapp die “völlig” unerwarteten Ergebnisse und Ereignisse, was wir in Dauerschleife beobachten können. Aber Zurückhaltung, das kritische Eingeständnis, gesellschaftliche wie politische Entwicklungen kaum mehr erfassen zu können und der Versuch, sich weniger aufgeregt und stattdessen analytisch einigen Phänomenen anzunähern, ist nicht angesagt. Dabei wäre es höchste Zeit dafür, da der konventionelle Medien- und Politikbetrieb ein eher erbärmliches Bild abgibt. Zum großen Teil selbstverschuldet, weil für vieles realitätsblind.

CETA und Mordio – Wie Polit-Clowns und Journalisten die Realität verdrehen – Von Christian Christen

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Wer die Berichterstattung rund um die gescheiterte Annahme des CETA-Vertragstextes beim EU-Gipfel am 20./21. Oktober bis heute verfolgt, findet viele Hinweise, warum sich immer mehr Menschen von der offiziellen Politik und vielen Medien kopfschüttelnd abwenden. Sachliche Informationen sind Mangelware, ersetzt von einer Personalisierungsshow, von Stimmungsmache und Meinungsjournalismus erster Güte. Nahezu bar jeder Erkenntnis rücken der Inhalt der weitreichenden Handels- und Investitionsabkommen und deren mögliche Folgen wie die öffentliche Kritik der letzten Jahre in den Hintergrund und es offenbart sich bei vielen “Meinungsführern” ein geradezu abschreckend naives und zugleich autoritäres Demokratieverständnis.

Ausgemachter Blödsinn: Heiner Flassbeck über liberale Ökonomen und Freihandel

“…Der Freihandel ist das Einzige, was die liberalen Ökonomen aufgeboten haben, um den Wohlstand der Nationen zu erklären. Die Theorie basiert im Kern immer noch auf einer Doktrin, die vor 200 Jahren der englische Ökonom David Ricardo postuliert hat…” Schreibt der Ökonom Heiner Flassbeck in einem Gastbeitrag für die . So ein ausgemachter Blödsinn! Darin liegt ein Problem im Ökonomen-Streit, aus dem auch nicht selten ein falsches Verständnis und eine falsche wirtschaftspolitische Praxis resultieren:

Politik im Blindflug – Wirtschaftssanktionen gegen Russland – Von Christian Christen

Nach dem weiterhin ungeklärten Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs MH-17 über der Ostukraine trommeln die Leitmedien in Funk, Fernsehen und Print für eine scharfe Reaktion Europas. Zwar schreckt man (noch) vor der Forderung nach militärischer Intervention zurück, jedoch ist bei den tonangebenden Köpfen ausgemacht, wer der Hauptschuldige für die politische Krise in der Ukraine und den Bürgerkrieg im Osten des Landes ist, und wer zu “bestrafen” ist: Russland vulgo Staatspräsident Putin. In großer Pose verhängten dann Ende Juli die 28 EU-Mitgliedsstaaten neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Kernelemente dessen sind ein Verbot des Zugangs russischer Unternehmen und Finanzdienstleister auf den europäischen Kapitalmarkt, der Ausfuhrstopp von Hochtechnologie, Rüstungsgütern und Dual-Use Gütern (Einsatzmöglichkeit ziviler/militärischer Art) sowie weitere Einreiseverbote und Kontensperren für russische Funktionäre.

Welcher Keynes darf´s denn sein? – Von Christian Christen

Vor wenigen Monaten sind wieder einmal Artikel zum Keynesianismus, über seinen Stellenwert sowie seine Erfolge und Misserfolge in linken Publikationen erschienen (1). Wie so oft finden sich dort richtige und wichtige Gedanken, gleichfalls gibt es große Leerstellen und es werden alte Missverständnisse wiederholt. Zumindest belegen diese und andere Beiträge, dass in der politischen Linken die Positionierung zum keynesianischen Ansatz weiterhin notwendig scheint. Darüber hinaus haben die Beiträge eines gemeinsam mit ähnlichen Wortmeldungen im medialen Mainstream: Es wird versucht, den keynesianischen Zungenschlag der offiziellen Reaktion auf die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 ideologisch einzuordnen. Der Gehalt des ins Feld geführten Begriffs “Keynesianismus” steht gar nicht zur Debatte, ebenso wenig gibt es einen großen Bezug zur wissenschaftlichen Kontroverse der letzten Jahrzehnte.

Demographischer Wandel und Generationengerechtigkeit – Seichte Modebegriffe mit knallharter Botschaft – Ein Gastbeitrag von Christian Christen

Der Wirtschaftswissenschaftler und Publizist Dr. Christian Christen hat über die promoviert. In seinem Gastbeitrag für Wirtschaft und Gesellschaft räumt er mit gängigen Vorurteilen und populistischen Behauptungen in der Debatte über den Demographischen Wandel und den vermeintlichen Kampf der Generationen auf und erklärt die für das Verständnis einer funktionsfähigen Alterssicherung zentralen Zusammenhänge und Entwicklungen. Wie notwendig das ist, hat heute gerade wieder ein unsäglich dummer Beitrag von David Böcking auf Spiegel online gezeigt.