“Mit Wissen und Mut die Dinge zurechtrücken” – Heiner Flassbeck über seine Herausgeberschaft für Wirtschaft und Gesellschaft

Heiner Flassbeck

Seit 1. Februar ist Heiner Flassbeck, gemeinsam mit Ursula Engelen-Kefer und Manfred Maurenbrecher, mit Herausgeber von Wirtschaft und Gesellschaft. Sein neuestes Projekt heißt Flassbeck-Economics (im Aufbau), wo er, gemeinsam mit anderen Kollegen, kritische Bestandsaufnahmen des wirtschaftlichen Geschehens in Deutschland, Europa und der Welt in deutsch und englisch vornimmt.

„Die umstrittenen und schmerzhaften Reformen in Deutschland von vor zehn Jahren sind ein Hauptgrund dafür, warum unser Land jetzt so relativ gut dasteht. Seit 1999 ist Deutschland eines der Länder mit dem niedrigsten Anstieg der Reallöhne innerhalb der EU. Weil die deutschen Produkte konkurrenzfähig sind, haben wir heute eine so hohe Beschäftigung und eine so geringe Arbeitslosigkeit.“ (in der Badischen Zeitung)

Das sagt nicht Gerhard Schröder, das sagt ein Wissenschaftler, zumindest ist das die Kategorie, in die man ihn einordnet. Marcel Fratzscher, der neue Präsident des DIW, bisher bei der Europäischen Zentralbank, hat, das kann man aus diesem Zitat ganz klar ablesen, entweder die Vorgänge in Deutschland und Europa in den letzten zehn Jahren überhaupt nicht verstanden, was schlimm wäre, oder, was noch schlimmer wäre, er will sie nicht verstehen.

Wer lobend über Konkurrenzfähigkeit eines Landes redet, ohne die andere Seite, nämlich die der mit diesem Land eng verflochtenen Verlierer zu nennen, manipuliert. Wer verschweigt, dass ein Land gegenüber anderen seine Wettbewerbsfähigkeit nur unter den Bedingungen einer Währungsunion, wo einige über die wahren Absichten des anderen getäuscht werden können, verbessern kann, verfälscht (bewusst oder unbewusst) die wirtschaftliche Wirklichkeit. Wer über den niedrigsten Reallohnanstieg innerhalb der EU redet, ohne zu sagen, dass Deutschland damit das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank gravierend verletzt hat, will nicht aufklären, sondern verdunkeln.

Das ist nur ein Beispiel, aber es ist typisch. Es ist typisch für das Klima der Verdrängung, das in Deutschland herrscht, und das den Menschen die Möglichkeit nimmt, sich offen und unmanipuliert zu informieren. Genau deswegen ist es so wichtig, dass es Stimmen gibt, die sich nicht für dumm verkaufen lassen, sondern mit Wissen und Mut die Dinge zurechtrücken. Diesem Ziel hat sich Florian Mahler verschrieben und er verdient dafür breite Unterstützung. „Wirtschaft und Gesellschaft“ ist eine Stimme der Aufklärung geworden und daher war ich gerne bereit, mit der Herausgeberschaft deutlich zu machen, dass ich dafür weiter einstehe.

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