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Michael “Reineke” Fuchs fordert mehr Sparmaßnahmen von Frankreich

Wir werden wirklich von Dummköpfen regiert. Michael Fuchs, stellvertretender Fraktionsvorsitzender für Wirtschaft, Mittelstand, Tourismus und Petitionen der CDU/CSU im Deutschen Bundestag, hat dies heute im Interview mit dem Deutschlandfunk ein weiteres Mal bewiesen – und damit natürlich prompt den Weg in die Nachrichten gefunden. “Frankreich muss wettbewerbsfähiger werden”, so Fuchs. “Leider ist Frankreich ein Sorgenkind.” Und Fuchs meint tatsächlich, “da gibt es überhaupt keine Diskussion drüber.” Das aber ist nur eine Frage der Zeit.

Wir haben heute Vormittag mit Hilfe aktueller Daten des Statistischen Bundesamtes aufgezeigt, dass, weil in Deutschland alle sparen – Überschüsse bilden, mehr einnehmen als sie ausgeben -, allein das Ausland die deutsche Wirtschaft am Laufen hält. Die Deutschen – Unternehmen, Staat, Private Haushalte – haben 2012 zusammen 167,16 Mrd. Euro mehr eingenommen als ausgegeben; alle drei Sektoren der Volkswirtschaft haben Überschüsse gebildet. Wäre das Ausland nicht gewesen – auch der Handelspartner Frankreich – wäre die deutsche Volkswirtschaft implodiert. Das Ausland aber hat sich natürlich, sonst wären jene Überschüsse logischerweise gar nicht möglich gewesen, denn jedem Euro Überschuss muss irgendwo ein Euro Defizit gegenüberstehen, genau mit 167,16 Mrd. Euro gegenüber Deutschland verschuldet.

Finanzierungssalden Gesamte Volkswirtschaft, Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, Finanzielle Kapitalgesellschaften, Staat, Private Haushalte, Übrige Welt (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Wenn es nach Fuchs geht, ist aber nicht der deutsche Finanzierungssaldo mit dem Ausland das Problem, sondern Frankreich. Das solle gefälligst genauso sparen wie es Deutschland so erfolgreich praktiziere. Dass die deutschen Überschüsse aber gar nicht hätten zustande kommen können, wenn die übrige Welt es Deutschland gleich getan hätte, weil irgendjemand ja das den Überschüssen entsprechende Defizit halten muss, darauf kommt Fuchs nicht. Nur weil er das nicht begreift oder nicht begreifen will, kann er zu dem Schluss kommen: “Die Dinge, die wir mit der Agenda 2010 gemacht haben, müssen in Frankreich alle noch durchgeführt werden. Ich hoffe, dass Hollande das verstanden hat.”

Es ist jedoch nicht nur dieses vollständige Unverständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge, das aus Fuchs Worten spricht und einem aufstößt; es ist auch diese Großspurigkeit: “Ich hoffe, dass Hollande das verstanden hat.”

Um seinen Tobak zu untermauern, entblödet Fuchs sich hierzu:

“Die Franzosen müssen sparen, sie müssen in allen möglichen Bereichen des Landes sparen, um handlungsfähiger zu werden. Und sie müssen natürlich auch volkswirtschaftliche Reformen machen, sie müssen die Arbeitszeiten verändern. Sie wissen, dass die Franzosen nach wie vor die 35-Stunden-Woche haben. Das kann nicht funktionieren, wenn in der Schweiz 42 Stunden gearbeitet wird, in Deutschland ja im Schnitt auch wieder 40. Dann muss man, um Wettbewerbsfähigkeit herzustellen, auch wieder in diese Richtung gehen.

So ein Fuchs, könnte man auch sagen, so ein Reineke. Wie der Übeltäter Reineke, der Fuchs, “sich durch geniale Lügengeschichten und ausgesuchte Bosheiten aus allen prekären Lagen rettet“, so auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Fuchs. Und tatsächlich schafft es Reineke Fuchs mit seiner Verschlagenheit und indem er ein ganzes Lügengebäude um sich herum errichtet schließlich zum Rat und zum Kanzler des Königs aufzusteigen. Aber davon wollte und will die Fabel ja gerade erzählen: von Dummheit, List, Gier und Macht.

Auch Politiker Fuchs hat es so verstanden schon ziemlich weit gebracht. Und dazu muss er nur erzählen, woran nicht nur die deutschen Politiker bis tief hinein in die Opposition glauben, sondern auch fast alle deutschen Journalisten und andere sich als “Elite” begreifende Protagonisten aus Medien, Wirtschaft und Politik. Hier noch eine Kostprobe in Ergänzung zu der oben zitierten Aussage von Fuchs:

“Kurzfristig werden die Franzosen vermutlich in dem gesamten Bereich Soziales überlegen müssen, ob sie nicht da und dort überall zu viel ausgeben. Das haben wir ja auch alles gemacht. Zum Beispiel im Rentenbereich liegen sie völlig falsch, denn bei der demografischen Entwicklung, die in Frankreich ja nicht wesentlich anders ist als in Deutschland, ist es einfach notwendig, dass länger gearbeitet wird. Man kann nicht mit 60 Jahren in Rente gehen, das funktioniert nicht mehr. Auch das müssen die Franzosen überlegen. Aber ich bin nicht derjenige, der die Ratschläge den Franzosen zu erteilen hat; das wissen die am besten selbst.”

Besonders mit dem letzten Satz unterstreicht Fuchs seine Fähigkeit als Fuchs – allerdings auch seine komplette Unfähigkeit als Politiker und Ökonom. Aber er ist ja auch gelernter Apotheker. Nur, auch oder gerade als Apotheker sollte man sich doch darauf verstehen, sich um eine sachliche Diagnose und die richtige Medizin zu bemühen, um einem Patienten wieder auf die Beine zu helfen. Fuchs aber ist nicht einmal klar, wer der eigentliche Patient ist. Schon der Umstand, dass nicht nur Frankreich, sondern die übrige Welt falsch liegen müsste, damit Fuchs Recht behielte, sollte doch zum Nachfragen, Hinterfragen und Diskutieren einladen. Nicht aber Fuchs.

Und so wird die Welt(wirtschaft) dann auch nur jene übrige Welt retten können, indem sie Fuchs und andere Dogmatiker, Entschuldigung, Politiker, mit der Nase tief in die deutschen Außenhandelsüberschüsse stoßen. Denn – und hier unterscheidet sich die reale Welt von der Fabel: Im Wettbewerb kann es am Ende keinen Sieger geben. Denn es kann keiner dauerhaft gewinnen, ohne dass andere dauerhaft verlieren. Wer aber wird sich das schon gefallen lassen. Zumal um den Preis einer Verschlechterung der Lebensverhältnisse, wie sie vielen Bundesbürgern die Agenda 2010 gebracht hat, und wie wir sie überall in der Eurozone nun schon seit Jahren beobachten.

Abschließend hierzu das Lied gegen die Eurokrise (wer den Text ins Griechische, Portugiesische, Spanische, Irische und Italienische übersetzen möchte, ist hierzu herzlich eingeladen):

Die Deutschen sind wieder wer – diesmal auch ohne Militär

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